Folder der Ausstellung
© Jüdisches Museum Wien

Jüdisches Museum Wien, 4. Juli - 21. Oktober 2007

Ordnung muss sein
Das Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde Wien


Im Jahr 2000 machten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien einen Aufsehen erregenden Fund. In einem der IKG gehörenden Zinshaus stießen sie in einer leerstehenden Wohnung auf dutzende Karteiladen, einen vom Boden bis an die Decke reichenden Stapel großformatiger Bücher und 800 Umzugskartons, vollgefüllt mit Akten und Dokumenten aus dem Bestand der Wiener Kultusgemeinde. Bei näherer Untersuchung stellte sich heraus, dass rund 500.000 Seiten aus den Jahren der NS-Herrschaft in Österreich stammten. Sie waren vermischt mit jüngerem, aber auch mit älterem Material aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert. Ein vergessener Teil der Archivbestände der IKG Wien war wiedergefunden worden. In Kooperation mit der Anlaufstelle der IKG Wien für jüdische NS-Verfolgte und mit Unterstützung der Central Archives for the History of the Jewish People Jerusalem präsentiert das Jüdische Museum Wien im Sommer 2007 erstmals das Archiv der IKG Wien. Offiziell begründet wurde das Archiv 1816, wobei die ältesten verwahrten Dokumente bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen. Eine Professionalisierung in der Verwaltung und im wissenschaftlichen Umgang mit den Akten erfuhr das Archiv ab der Mitte des 19. Jahrhunderts.
In Umfang und Vollständigkeit einzigartig belegen die Bestände die 300jährige Geschichte einer jüdischen Gemeinde von ihrem Beginn bis zur Zeit nach dem Holocaust, dokumentieren die Gemeindeorganisation, ihre religiösen, edukativen, wissenschaftlichen, kulturellen und karitativen Einrichtungen und geben Auskunft über Funktionäre und Mitglieder. Anders als die aufgelösten Kultusgemeinden Deutschlands und des restlichen Österreich hat die IKG Wien während der NS-Zeit weiter bestanden, bis sie Ende Oktober 1942 von einem so genannten „Ältestenrat der Juden in Wien” ersetzt wurde. Ab Mai 1938 organisierte sie die Versorgung und Flucht zehntausender Jüdinnen und Juden, ab Februar 1941 war sie zwangsweise in die Deportation der verbliebenen jüdischen Bevölkerung eingebunden. Die Berichte, Briefe, Auswanderungs- und Finanzunterlagen, Deportationslisten, Karteien, Bücher, Fotografien, Pläne und Plakate aus der Zeit geben Aufschluss über die letzten Jahre der einst größten deutschsprachigen jüdischen Gemeinde in Europa unmittelbar vor dem und während des Holocaust. Nach 1945 und neuerlich seit der Wiederentdeckung der Archivbestände bildeten die in der NS-Zeit entstandenen Karteien und Akten die Grundlage für Auskünfte über das Schicksal von Vertriebenen und Ermordeten und dienten zur Unterstützung der Restitutions- und Entschädigungsansprüche von Überlebenden und Nachkommen der Opfer.
Mit der leihweisen Übergabe eines großen Teils der Archivbestände an die Central Archives for the History of the Jewish People in Jerusalem kam es in den 1950er Jahren zu einer Zäsur. Heute, 50 Jahre später, bemüht sich die IKG Wien darum, durch die Mikroverfilmung der in Jerusalem lagernden Bestände sowie durch die konservatorische Betreuung, Ordnung, Erschließung und Mikroverfilmung der in Wien verbliebenen Bestände, die in einem Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI) zusammengeführt und öffentlich zugänglich gemacht werden sollen, ihr eigenes institutionelles Gedächtnis wiederzugewinnen und darüber hinaus Österreich einen Teil seiner Geschichte wiederzugeben.
Die Ausstellung zeigt nicht nur wesentliche Aspekte der Geschichte der Wiener jüdischen Gemeinde anhand historischer Dokumente, sondern beschäftigt sich auch mit der Frage des Archivs als Gedächtnisort sowie mit dem Problem der Systematisierung und Ordnung von historischen Informationen.

KuratorInnen: Felicitas Heimann-Jelinek (JMW), Lothar Hölbling, Gerhard Milchram (JMW), Christa Prokisch (JMW), Ingo Zechner
Ausstellungsarchitektur: Martin Kohlbauer
Grafik: Marianne Friedl

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